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Abschied von einem großen Brückenbauer zwischen Glaube und Musik:Tiefe Trauer über Tod von Monsignore Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider

Mit großer Trauer geben Stadtdekanat Bonn und die Münsterpfarrei St. Martin bekannt, dass Msgr. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider in den frühen Morgenstunden des 12. März verstorben ist.
Monsignore Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider
Datum:
13. März 2021
Von:
Ayla Jacob

Mit großer Trauer geben Stadtdekanat Bonn und die Münsterpfarrei St. Martin bekannt, dass Msgr. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider in den frühen Morgenstunden des 12. März verstorben ist. Der 79-jährige Priester legte im gläubigen Vertrauen sein Leben zurück in Gottes Hand. Er erlag den Folgen eines schweren Herzinfarktes. „Für die Münsterpfarrei und die Kirche von Bonn, sowie das Erzbistum Köln und die Kirche in Deutschland ist der unerwartete Tod von Msgr. Bretschneider ein großer Verlust. Er war aus tiefer Glaubensüberzeugung seit 54 Jahren Priester und in diesem Dienst den Menschen in Liebe zu gewandt. Seine große Leidenschaft galt der Musik. Er verband das Orgelspiel auf unübertreffliche Weise mit seiner priesterlichen Sendung zu einer viele Menschen berührenden und überzeugenden christlichen Verkündigung. Viele verdanken ihm starke Impulse für ihren Glauben und durch seine aufmerksame Zuwendung Wegbegleitung und Freundschaft. Sein Tod bestürzt uns sehr und zugleich tröstet uns die christliche Hoffnung, die seinem Leben Richtung gegeben hat, nämlich, dass wir zum neuen Leben auferstehen“, sagt Stadtdechant und Münsterpfarrer Dr. Wolfgang Picken.

Msgr. Dr. Wolfgang Bretschneider habe es verstanden, die Seele vieler Menschen zu berühren und mit seiner tiefsinnigen Sicht auf das Leben zu beeindrucken. Ausgezeichnet habe ihn seine hohe Sensibilität und seine Begabung, auch Zwischentöne wahrzunehmen und mit ausgeprägter Feinfühligkeit seinem Gegenüber zu begegnen. Unvergessen bleiben sein feiner Humor und seine Bescheidenheit. „Er war alles in allem eine herausragende Persönlichkeit, wie es sie selten gibt, und ein großer Brückenbauer zwischen Glaube und Musik“, so Dr. Picken weiter.

Er hat viele Generationen von Priestern und Musikern geprägt

Er habe viele Generationen von Priestern und ebenso von Musikern und Organisten geprägt. Hier werde ihm eine besonders hohe Wertschätzung entgegengebracht. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider war über 30 Jahre in der Priesterausbildung des Collegium Albertinum in Bonn und im Kölner Priesterseminar tätig und lehrte dort das Fach „Kirchenmusik und Pastoralliturgie“. Für die Düsseldorfer Universität war er seit 1987 und für die Kölner Hochschule für Musik seit 1994 als Professor für „Liturgik und Kirchenmusikgeschichte“ tätig und dort an der akademischen Ausbildung von Musikern und Kirchenmusikern beteiligt. 2003 übernahm er eine Honorarprofessur für Kirchenmusik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität in Bonn. „Die jahrzehntelange Verbindung mit jungen Menschen hat sein Leben ausgemacht und ihn selbst innerlich jung und aufgeschlossen bleiben lassen“, fasst es Bonns Stadtdechant zusammen. 

Mit seiner großen Fähigkeit, Musik und Liturgie in eine starke Verbindung treten zu lassen, beteiligte er sich maßgeblich an vielen richtungsweisenden Entwicklungen im Bereich der Kirchenmusik und der liturgischen Gestaltung von Gottesdiensten. Das gelte nicht nur für das Erzbistum Köln, sondern für die gesamte deutschsprachige Kirche und darüber hinaus. Msgr. Bretschneider war langjähriger Präses des Kölner Diözesan-Caecilienverbandes und Präsident des Deutschen Caecilienverbandes (1991 bis 2018, seither als Ehrenpräsident), sowie Mitglied in zahlreichen Kommissionen und Arbeitskreisen zu Kirchenmusik und Liturgie. Seit 1984 war er Berater der Liturgie- und Musikkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Die musikalische Ausgestaltung vieler kirchlicher Großereignisse, wie Katholikentage und Papstbesuche, und auch der Gesang- und Gebetbücher der vergangenen Jahrzehnte trugen unverkennbar seine Handschrift, darunter das 2013 erschienene neue Gotteslob. „Er liebte die klassische Literatur der Kirchenmusik und förderte zugleich das neue geistliche Liedgut. Damit hat er einen wesentlichen Beitrag für die hohe Qualität der Kirchenmusik in Deutschland geleistet“, resümiert Dr. Picken.

Ein besonderer Einschnitt

Für die Münstergemeinde sei der Tod von Msgr. Wolfgang Bretschneider ein besonderer Einschnitt. „Wolfgang Bretschneider und das Bonner Münster waren in gewisser Hinsicht eine Einheit“, sagt der Münsterpfarrer. Bereits als 14-jähriger Jugendlicher und später als Student habe er auf der Orgel der Münsterbasilika Unterricht erhalten und geübt. Mit Beginn seiner Tätigkeit am Collegium Albertinum in Bonn im Jahr 1969 habe er konstant die Münsterorgel in Gottesdiensten und Konzerten gespielt - immer in enger Verbindung mit den Münsterkantoren Hubert Brings, Josef Lammerz und Markus Karas. Unvergessen bleibt Wolfgang Bretschneiders jährliche Interpretation des „Kreuzweg“ von Marcel Dupré, die auch auf einer CD dokumentiert ist. Als Vorsitzender des von ihm gegründeten Vereins der „Freunde und Förderer der Musik am Bonner Münster e.V.“ lag ihm, neben der finanziellen Grundlage der Münstermusik, auch immer die Einstudierung neuer Musik besonders am Herzen. Mit der von ihm gegründeten Münsterschola habe er in besonders einfühlsamer und geistlicher Weise viele Gottesdienste in der Basilika zu einem herausragenden, spirituellen Ereignis gemacht. „Die Freunde der Kirchenmusik und die vielen engagierten Sänger und Musiker unseres Bonner Münsters wird die Nachricht von seinem Tod besonders schmerzen“, sagt Dr. Picken. Msgr. Bretschneider habe der Fertigstellung des Münsters und der Rückkehr auch an die von ihm so geliebte Orgel entgegengefiebert. Nun werde sie nicht mehr durch ihn, aber ab dem kommenden Jahr bleibend in Erinnerung an ihn erklingen. Aufgrund der unvergleichbaren Verbundenheit des Verstorbenen mit der Basilika Sankt Martin hat Münsterpfarrer Dr. Picken entschieden, dass der Verstorbene seine letzte Ruhestätte in der Gruft im Kreuzgang des Bonner Münsters finde, die ansonsten den Münsterpfarrern und Stadtdechanten von Bonn vorbehalten ist.

„Der Abschied von Wolfgang Bretschneider wird für viele, auch für mich selbst, eine schmerzliche Aufgabe sein. Ich habe mich ihm seit meinem Studium freundschaftlich verbunden gewusst. Sein Verlust tut weh. Er wird in den Erinnerungen vieler lebendig bleiben, als herausragende Priesterpersönlichkeit, als hochbegabter Musiker und virtuoser Organist, als feinsinniger Mensch und treuer Freund. Und wir vertrauen fest darauf, dass er nun in Gottes Händen geborgen ist“, sagt Bonns Stadtdechant.

Kaplan seiner Heiligkeit und Träger des Bundesverdienstkreuzes

Wolfgang Bretschneider wurde am 7. August 1941 geboren. Er wuchs in Bad Godesberg auf. Nach seinen Studien der Philosophie, Theologie, Musikwissenschaft und Pädagogik in Bonn und München – unter anderem bei Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI., Pontifikat 2005-2013) -, promovierte er in Musikwissenschaften und wurde ab 1987 Professor für Liturgik und Musikkirchengeschichte zunächst an der Universität in Düsseldorf und später an der Kölner Hochschule für Musik. Nach der Priesterweihe 1967 kam er zunächst zwei Jahre als Kaplan am Münster St. Quirin in Neuss zum Einsatz. Anschließend wurde er 1969 in die Priesterausbildung des Collegium Albertinum in Bonn berufen und blieb dort bis 1997 tätig. Von 1977 bis 2011 übernahm er zusätzlich eine Lehrtätigkeit am Kölner Priesterseminar. 1987 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum „Kaplan seiner Heiligkeit“. 2003 empfing er das Bundesverdienstkreuz. Seit 1997 wirkte es als Subsidiar am Bonner Münster. Er verstarb am 12. März 2021.

 

Gebete und Gedächtnis

Ab Freitagabend, 12. März 2021, 18 Uhr, sind im Gedenken an den Verstorbenen ein Bild von Msgr. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider, die Osterkerze und ein Kondolenzbuch vor dem Taufstein Beethovens in der Seitenkapelle der Kirche St. Remigius aufgestellt.

Ab Montagmittag, 15. März 2021, beginnend mit der Mittagsmesse um 12.15 Uhr wird bis zum Requiem der Sarg des Verstorbenen ebenfalls in der Seitenkapelle aufgebahrt sein. Alle Trauernden erhalten so Gelegenheit zum Abschied.

Am Dienstabend, 16. März 2021, um 18 Uhr wird zum Gebet der Totenvesper in die Kirche St. Remigius eingeladen.

Das Requiem für Msgr. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider wird am Mittwoch, 17. März 2021, um 12 Uhr in St. Remigius, Brüdergasse, durch den Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, gefeiert. Aufgrund der Corona-Auflagen ist eine Teilnahme nur nach Voranmeldung möglich. Der Gottesdienst wird über Internet übertragen und so jedem eine Mitfeier ermöglicht. Die anschließende Beisetzung erfolgt in der Gruft des Bonner Münsterpfarrer und Stadtdechanten unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil der Kreuzgang des Bonner Münsters wegen Restaurierungsarbeiten nicht zugänglich ist.

Anstelle von Kränzen und Blumen wird im Sinne des Verstorbenen eine Spende an den „Verein der Freunde und Förderer der Musik am Bonner Münster e.V.“ empfohlen: IBAN: DE96 3806 0186 4930 0740 18, Kennwort: „Wolfgang Bretschneider“