Montag, 18. Mai 2020:Textimpuls von Stefanie Bartsch
Kürzlich sagte ein Kollege zu mir, dass ihm in Verbindung mit der Coronakrise der Vergleich kam zu den unterschiedlichen Trauerphasen. Wer für sich schon einmal einen Trauerprozess durchlaufen hat, wird sich daran erinnern, dass es bis zur Akzeptanz der Trauer ein weiter Weg ist, der unterschiedlich lang verläuft und der von einem wechselnden emotionalen Erleben geprägt ist. Schock, Verleugnung der Situation, Wut, Schmerz, Angst, Zuversicht, sich aufgehoben fühlen, kann eine kleine Auswahl der Emotionen und des Erlebens wiedergeben.
Mir kam dabei ein Absatz aus der Bibel in den Sinn:
Brüder und Schwestern, wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen. (1 Thessalonicher 4,13-14)
In diesen beiden Sätzen habe ich mich schon oft wiedergefunden, wenn ich um einen Menschen getrauert habe. Denn zum einen wird darin gesagt, dass ich auch als gläubiger Mensch natürlich trauere (sonst wäre ich kein Mensch!). Zum anderen aber ist meine Trauer aufgehoben in der Hoffnung. Ich falle nicht ins Bodenlose, um es bildlich zu beschreiben, sondern es gibt da einen Grund, der mich auffängt: meine Hoffnung, dass nicht die Sinnlosigkeit des Todes das letzte Wort hat, sondern die Auferstehung in Gottes Gemeinschaft. Mit dieser Zielvorgabe bekommt der Tod geliebter Menschen und auch mein eigener einen Sinn und lässt sich meine Trauer über den Verlust auch irgendwann annehmen und wandeln in Zuversicht und Vertrauen.
Vielleicht gelingt es mir auch in der momentan gefühlten Sinnlosigkeit der Coronakrise mit all ihren Einschränkungen, Belastungen, Bedrohungen… mich der Hoffnung zu überlassen, dass Gott mich auch darin führen wird und ich nicht ins Bodenlose falle, sondern in seine Gegenwart, die mir den Weg ins Leben zeigen möchte. Kleine Hoffnungszeichen sind für mich die bunt bemalten Steine der Kinder, die ich immer häufiger am Wegesrand entdecke und die meine Hoffnung wachhalten.
Stefanie Bartsch, Pastoralreferentin in der Schulpastoral