Freitag, 08. Mai 2020:Textimpuls von Monsignore Bernhard Auel
In so mancher Situation möchten wir getröstet werden wie die Jünger, zu denen Jesus im Evangelium (Joh 14,1-6) spricht: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!“ Gerade dann, wenn wir existentiell herausgefordert sind, zum Beispiel beim Tod und Begräbnis eines Angehörigen, wird dieses Evangelium für den Gottesdienst ausgewählt.
Verwirrung. Es gibt in unseren Tagen mehr vielleicht als sonst die Wahrscheinlichkeit, dass wir schnell verwirrt sind. „Verwirrende Aktion“ war dieser Tage ein Artikel in einer Zeitung überschrieben. Welcher Aussage, welchem Artikel kann ich glauben? Was, wenn auch Wissenschaftler gegensätzliche Ansichten vertreten, wenn Politiker unterschiedlich die anstehenden Probleme bewerten? Wie beeinflussen mich Ängste, wenn ich nicht weiß, wie es in den nächsten Monaten weitergeht? Besonders schlimm, wenn Kriminelle die Situation ausnutzen und noch mehr Schaden bringen; wie kann ich mich davor schützen? Welche Rolle spielen die Medien? Was sind Fake News und was entspricht der Realität? Wie können Gottesdienste unter strengen Auflagen stattfinden und wer darf teilnehmen und wer besser nicht? Wie, wenn auch Theologen, ja auch Bischöfe verschiedener Meinung sind? Hilft uns da das Evangelium, das für den heutigen Tag vorgesehen ist? Was lesen wir da?
„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“.
Auch die Jünger, die mit Jesus zusammen waren, waren verunsichert, hatten Fragen. Thomas macht sich zum Sprecher. Aus seiner Begegnung mit dem Auferstandenen hatten wir ihn vor einigen Tagen als den Zweifler wahrgenommen. Die Antwort Jesu zeigte den Jüngern den Weg. Noch deutlicher klingt seine Zusage an beim letzten Vers des Evangeliums nach Matthäus, wenn es da heißt: „Siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“. Das lässt uns beten mit einem Gebet, das der Jesuit Theo Schmidkonz (1926-2018) verfasst hat:
Auferstandener Herr,
du, unser Bruder,
du bist uns ganz nah.
Du lässt keinen allein.
Du hast gesagt:
»Ich bin bei euch alle Tage.«
Du Sonne in der Nacht,
du Macht in der Ohnmacht,
du Leben im Tod,
mit dir zusammen
schaffen wir alles:
Leben und Sterben.
Mit dir zusammen
preisen wir Gott:
Halleluja. Amen.