Dienstag, 28. April 2020:Textimpuls von Monsignore Bernhard Auel
Das wahre Brot
Das Evangelium am heutigen Dienstag (Joh 6, 30-35) macht schmerzlich bewusst, worauf wir in den vergangenen Wochen haben verzichten müssen. Wie sehr empfinden wir, was Jesus einmal so ausgedrückt hat (Lk 22,15): „Mit großer Sehnsucht habe ich danach verlangt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen“! Da ist – bisher ungewohnt – die geistliche Kommunion an die Stelle des leiblichen Empfangs des eucharistischen Brotes getreten. Und vor allem die Kinder, die sich auf die Erstkommunion vorbereitet haben, müssen immer noch warten. Wann endlich werden sie Jesus Christus im Brot empfangen dürfen?
In den nun 50 Jahren meines priesterlichen Dienstes habe ich viele Kinder auf diesem Weg gemeinsam mit den Katechetinnen und Katecheten und anderen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Seelsorge begleiten dürfen. In meiner Kölner Zeit habe ich mit den Kommunionkindern jedes Jahr die Hostienbäckerei bei den Schwestern des Kölner Karmel besuchen können. Die Kinder konnten sehen und erleben, wie die Hostien für die Eucharistiefeier gebacken wurden. Am Vorabend der Erstkommunion haben wir beim gemeinsamen Abendgebet in der Kirche mit den Eltern ein Gebet für ihre Kinder gesprochen. Vielleicht ist der Text auch heute noch ein passendes Gebet.
„Vater, du hast uns Jesus Christus, deinen Sohn, zum Bruder gegeben. Unser Kind hat angefangen, ihn zu lieben. Darum haben wir den Mut, es teilnehmen zu lassen an der Tischgemeinschaft mit ihm. Hilf uns, Herr, mit unserem Kind das Geheimnis deines Daseins dankbar zu glauben. Schenke uns durch das Ereignis der Kommunion eine immer tiefere Freude an dem Vereintsein mit dir und mit allen, die dich lieben“.
Bei der Dankmesse beteten dann die Eltern für ihre Kinder dieses Dankgebet, das ein wenig dem Psalm 23 nachempfunden ist:
„Herr, du bist mein Hirt.
Bei dir bin ich gern.
Bei dir darf ich spielen im grünen Gras.
Frisches Wasser lässt du für mich sprudeln.
Bei dir bin ich gern.
Du führst mich. Ich fasse deine Hand.
Du kennst den richtigen Weg.
Auch wenn ich durch dunkle Straßen gehe,
habe ich keine Angst.
Du bist ja bei mir.
Du schickst mich, dir will ich trauen.
Du gibst mir Speise
und Trank zur rechten Zeit.
Das Wasser der Taufe
hast du über mich fließen lassen.
Ich bin dein Kind.
Das Brot für das Leben
schenkst du mir in Fülle.
Ich darf bei dir bleiben immer und alle Zeit.
Du bist mein Hirt, Herr.
Bei dir bin ich gern“.
Lesen wir darum heute ganz bewusst das Evangelium dieses Tages; darin heißt es:: „Mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“.
Schließen wir uns der Bitte der Menschen an, die damals Jesus baten: „Herr, gib uns immer dieses Brot“.