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Textimpuls von Monsignore Bernhard Auel

Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung
Jesu am Kreuz
Datum:
7. Apr. 2020
Von:
Monsignore Bernhard Auel

Liebe Schwestern, liebe Brüder, das Kreuz ist das Erkennungszeichen des Christen. Auf ganz eigene Weise gerät es in diesen Tagen in Blick. Dabei sind wir uns der Widersprüchlichkeit durchaus bewusst. Schon der heilige Apostel Paulus macht sich da keine Illusionen. In seinem Brief an die Christen in Korinth schreibt er: „Das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft”. Und er legt darum gesteigerten Wert darauf, dass, wie er es formuliert „dass das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird”.

Ich erinnere ein Begräbnis vor vielen Jahren, als ich noch Pfarrer in der Kölner Basilika Sankt Severin war. Dort hängt eines der so genannten Pestkreuze aus dem Mittelalter. Der Corpus des Herrn ist übersät von Pestbeulen. Während der Eucharistiefeier vor dem Begräbnis schaute die Witwe des Verstorbenen immer wieder auf dieses Kreuz. Als ich später mit ihr sprechen konnte, sagte sie mir, sie habe immer wieder auf Jesus schauen müssen. Das sei ihr Trost gewesen, denn er habe gelitten wie ihr an Krebs gestorbener Ehemann.

 Ein zweites Beispiel ist mir gerade erst in den letzten Wochen wieder ganz nahe gewesen. Einer meiner ältesten Freunde, Mitglied der Gemeinschaft Jesus Caritas, der Kleinen Brüder Charles de Foucauld in der Nähe von Foligno, ist am 10. März gestorben. Der Corona-Pandemie geschuldet konnte das Begräbnis nur vom Bischof dort und den vier Mitbrüdern der Kommunität vorgenommen werden. Dieser Freund bat mich vor einigen Jahren, ein Foto für ihn zu machen vom Kreuz, das bei den Brüdern im Haus gegenüber dem Eingang sich befand. Immer wieder hat er auf dieses Kreuz geschaut, gerade auch, als er die letzten beiden Jahre im Hospiz leben musste. Dieses Bild möchte ich heute zeigen und einladen, selber zu überlegen, welches Kreuzbild Sie für sich in diesen Tagen anschauen. Dies mag für jeden und jede ein anderes Bild sein. Je nach der augenblicklichen Lebenssituation, den jüngsten Erfahrungen positiver oder aber negativer Art wird sich das Kreuz unterschiedlich in Erinnerung bringen. Darüber persönlich nachzudenken, sind wir eingeladen.

Im Blick auf den Tod Jesu am Kreuz schreibt ein Freund,  der emeritierte Bischof von Graz, Egon Kapellari: „Wo ist Gott? Gibt es ihn?”, so fragen immer wieder Menschen, die ein bitteres Leiden tragen oder das Leiden eines ihnen lieben Menschen mit ansehen müssen. In Zorn und Trauer wird versucht, Gott vor das Tribunal des Menschen zu ziehen. Ein atheistischer Philosoph und Literat des 20. Jahrhunderts hat in einem seiner Dramen eine hölzerne Statue des antiken Gottes Jupiter mit den Worten verhöhnen lassen: „Du bist ja aus Holz. Du kannst nicht bluten“. Der Gott der Bibel ist nicht aus Holz. Die Christen glauben, dass er, in seinem Sohn, Mensch geworden ist, um als Mensch mit Menschen zu leiden, zu bluten, zu sterben. Und dass der Sohn Gottes den Abgrund der Schuld und des Todes, der die Menschen von Gott trennt, überbrückt hat. In einem alten Kirchenlied wird darum das Kreuz Christi als Brücke angesprochen. „Du bist die starke Brücke, darüber alle Frommen wohl durch die Fluten kommen“.

Das ist auch mein Glaube. Christus am Kreuz weist uns den Weg zum Leben. Da passt das Wort aus dem Hebräerbrief: „Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit.