Abendgebet vom 14. Juni 2020: Übertragung bei #DABEI-TV:Konsequente Aufarbeitung
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Das sind Worte, mit denen Jesus den Kindern eine besondere Bedeutung zukommen lässt. Im deutlichen Widerstand dazu steht der Missbrauchsskandal, der die Kirche erschüttert, stellte Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken in seiner Predigt am 14. Juni 2020 fest, die bei #DABEI-TV übertragen wurde und als Podcast zur Verfügung steht. Es sei erschütternd, was Kinder und Jugendliche erleiden mussten, was zerstört worden sei. "Da versagen einem die Worte."
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigten, dass die Zahl der Täter konstant bleibe und sich durch sämtliche Bevölkerungsschichten ziehe. Damit wolle er nicht relativieren, so Picken. Sondern darauf hinweisen, "dass die Gefahr allgegenwärtig ist. Überall und jederzeit ist mit Missbrauch an Kindern zu rechnen." In der Vergangenheit habe Kirche ignoriert, habe sich hinter der Idee verschanzt, dass es Übergriffe in der Kirche nicht geben könne. Außerdem habe man bewusst weggesehen und vertuscht. "Dies war ein zweiter Missbrauch an jedem Opfer und eine Motivation für die Täter", sagte Picken. Er erwarte, dass konsequent aufgearbeitet, den Opfern geholfen und Mechanismen installiert werden, die weiteren Missbrauch verhindern.
"In der täglichen Praxis zeigt sich, dass die Bemühungen ernsthaft sind", so Picken in seiner Predigt vom 14. Juni 2020. Durch eine Präventionsordnung sei eine Kultur der Achtsamkeit geschaffen worden. Unter anderem gebe es entsprechende Schulungen für alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Es gebe Menschen, die der Überzeugung seien, dass Kirche nun zu moralischen Fragen schweigen solle. Die auf Distanz zur Kirche gehen. Dies könne man ihnen nicht verübeln, meinte der Stadtdechant, ist aber selbst anderer Meinung: Er sehe "die moralische Verpflichtung der Kirche, sich ganz dem Schutz von Kindern und Jugendlichen zu widmen. Sie muss Anwalt der Rechte und der Würde der jüngeren Generation sein."
Die Annahme, Missbrauch sei ein rein innerkatholisches Thema, sei falsch. Und gefährlich. Denn wenn man nicht genau hinschaue, erhöhe man das Risiko. "Die Täter werden nie weniger. Aber durch Achtsamkeit können wir Missbrauch verhindern." Dieser fände am häufigsten in Familien statt, aber auch in Kitas und Schulen, in Vereinen und auf Campingplätuen. Und in der digitalen Welt. "Er ist überall vorhanden, wo nicht genau hingesehen wird", so Picken. Daher dürfe Prävention nicht dem Zufall überlassen werden. "Das schafet niemandem, bewahrt aber davor, Opfer zu werden."
Der Podcast vom 14. Juni 2020 zum Nachhören.