Rückkehr und Rücktrittsangebot von Rainer Maria Kardinal Woelki:„Es braucht Klarheit und Befriedung!“
Neues Konfliktpotenzial könnte Lage weiter erschweren
Nach Woelkis Rückkehr: „Es braucht Klarheit und Befriedung!“
Erzbistum zwischen Rückkehr und Rücktrittsangebot
„Dass unser Erzbischof dem Papst seinen Rücktritt angeboten hat, ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass Kardinal Woelki in seiner Auszeit realisiert hat, dass sein Verweilen im Amt zur Belastung für das Erzbistum Köln werden könnte“, sagt Bonns Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken. Es sei also konsequent und angemessen, die Bewertung dieser Frage in die Hände des Papstes zu legen. Diese Entscheidung Woelkis verdiene Anerkennung und Respekt. Deutlich wurde in der Erklärung Woelkis aber auch die Bereitschaft des Kardinals, sich mit allen seinen Kräften für die Kirche einzusetzen und sein Bischofsamt in Köln wahrzunehmen, wenn ihn der Heilige Vater und die Mitglieder seines Erzbistums die Gelegenheit dazu geben. „Das Erzbistum Köln befindet sich jetzt in einem Dilemma. Einerseits fällt es aus christlicher Perspektive schwer, dem Kardinal die erbetene Chance auszuschlagen. Andererseits ist jedem klar, dass die Aussichten für eine gute Entwicklung nicht günstig erscheinen, weil die Fronten sehr verhärtet sind. Auch braucht es gegenwärtig Führungsstärke und Leitung, um wichtige Strukturfragen und Probleme im Erzbistum zu lösen“, so Bonns Stadtdechant. Es sei fraglich, ob Klerus und Gläubige bereit sein würden, sich auf einen solchen Prozess einzulassen, und ebenso unsicher, ob die Kraft und die Zeit dafür ausreiche. „Man kann deshalb nur hoffen, dass der Papst bald eine Entscheidung trifft. Das Erzbistum Köln steht jetzt zwischen Rückkehr und Rücktrittsangebot. Es braucht aber Klarheit und Befriedung“, so der Stadtdechant.
Versöhnliche und konstruktive Worte des Kardinals
Fehlende Entschuldigung und erstes Foto mit Siegeszeichen ungünstig
Zweifelsfrei würde die Erklärung des Kardinals versöhnlich und konstruktiv wirken: „Wer dem Kardinal hier die Glaubwürdigkeit abspricht, geht zu weit! Man muss seine Worte ernst nehmen“, so der Theologe. Allerdings könne er verstehen, dass in ersten Reaktionen kritisiert wurde, dass in der Erklärung Woelkis ein direkter Hinweis auf seine persönliche Verantwortung und ein Wort der Entschuldigung fehle. Auch das erste Foto des Erzbischofs nach seiner Rückkehr nach Köln, das gestern in der BILD veröffentlicht wurde, sei nicht sehr glücklich gewesen. „In der ernsten Lage und angesichts so vieler Proteste und Bedenken mit einem Siegeszeichen zu grüßen, wurde von vielen als empörend und zynisch wahrgenommen“, so Dr. Picken weiter. Hier zeige sich, dass der Kardinal noch umsichtiger vorgehen müsse, um nicht missverstanden zu werden.
Neues Konfliktpotenzial könnte Lage weiter erschweren
„Man kann nur beten!“
Zudem sei nicht abzusehen, wie sich offene Prozesse entwickeln und die Lage möglicherweise weiter erschweren. Die offenen Fragen, ob finanzielle Entscheidungen des Kardinals hinreichend durch Beratung und Zustimmung der entsprechenden Gremien legitimiert waren, und wie die Finanzierung seiner Kölner Hochschule sichergestellt wird, könnten zu neuen Belastungsproben führen. Auch dürften die vorliegenden Strafanzeigen, weitere Kirchenaustritte und öffentliche Proteste die Lage weiter erschweren. „Man muss kein Pessimist sein, um daran zu zweifeln, ob der gemeinsame Weg des Kardinals mit seinem Erzbistum gelingen kann.“ In jedem Fall stehe das Erzbistum Köln vor großen Herausforderungen und schwierigen Wochen. „Man kann nur beten, dass das, was heute beginnt, zu guten Ergebnissen führt“, resümiert Dr. Picken. Im Stadtdekanat Bonn werde man in jedem Fall die Einladung des Kardinals zum Dialog annehmen und mit ihm gemeinsam klären, wie das geschehen kann. Kardinal Woelki wird spätestens am 15. Mai 2022 zu einem Festhochamt anlässlich der Wiedereröffnung des Bonner Münster in der Bundestadt erwartet.